Warum reden eigentlich immer alle gleich von Schuld, wenn etwas schief geht? Kaum spricht einer das Wort aus, gehen alle in Hab-Acht-Stellung, bereit zur Verteidigung: „Das war nicht mein Fehler, da hat der da Schuld.“ Und schon ist es wieder soweit: Es wird nicht mehr über das gesprochen was da schief ging, sondern nur noch über den Verursacher. Selbst wenn man dann die Diskussion wenden möchte, wenn man zurück zum Thema möchte, wird jeder Satz kritisch beäugt – es könnte ja heimlich Kritik an meiner Person sein! … Es ist so mühselig.
Es ist verständlich, dass niemand seine Person in Frage gestellt sehen möchte. Man hat die Situation anders eingeschätzt, als wie sie sich nun herausstellt. Der Fehler ist trotz bester Absichten entstanden. Begegnet man einer solchen Situation, mit der man nicht gerechnet hat, dann muss man eine Neubewertung vornehmen. Meist muss nicht das gesamtes eigene Weltbild dafür angepaßt werden, aber doch Teile davon. Man selbst muss das eigene Deutungsschema auf Druck von außen in Frage stellen. „Who am I in this situation?“ schrieb Anselm Strauss dazu in „Mirrors and Masks“. Denn wenn das eigene Deutungsschema in Frage gestellt wird, dann ist das auch immer eine Infragestellung der eigenen Identität. Und das wird mit Recht als Bedrohung angesehen.
So verständlich es also ist, dass jemand sich bedroht fühlt, wenn ein unerwartetes Problem auftritt. Die Frage nach der Schuld behindert die Suche nach der Lösung ungemein. Wie Peter Kruse schon im Video: „8 Regeln für den totalen Stillstand in Unternehmen“ sagte: „Finden Sie raus, wer wirklich Schuld ist. Analysieren Sie. Fangen Sie bloss nicht an zu ändern“ – sehr beliebt in deutschen Unternehmen :-)