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8,10,12 vermutlich, oder?
Genau und dann?
14,16,18 …
Richtig
Also immer plus 2 – ist doch ganz einfach!
Je mehr richtige Antworten wir geben, desto sicherer werden wir, dass die Regel, die wir im Kopf haben, stimmt. Was aber, wenn die Regel nur lautet: Die nächste Zahl muss höher sein als die vorherige?
Bestätigungsfehler
… nennt man diese Art von Denkfehler. Oft wählen wir nur Informationen aus, die unseren Erwartungen entsprechen, anstatt das Gegenteil zu prüfen, zu versuchen die Regel in unserem Kopf zu widerlegen!
In Talebs Buch „Der Schwarze Schwan„ bin ich wieder einmal auf das Beispiel gestoßen. Mit schwarzen Schwänen bezeichnet er eben genau die Art von Ereignissen, die plötzlich und unerwartet eintreten, weil wir nicht damit gerechnet haben – nicht mal auf dem Schirm hatten, dass sie auftreten würden.
Ein Truthahn, der jeden Morgen gefüttert wird, ist sich jeden Abend sicherer, auch am nächsten Tag gefüttert zu werden. Bis der Tag kommt, an dem er geschlachtet wird.
Wenn ich jemand erzähle, dass ich ohne Probleme ein Nickerchen auf den Gleisen machen konnte, und gar nichts passiert ist, dann ist das doch der Beweis dafür, dass Schlafen auf den Gleisen ungefährlich ist, oder?
„Schwarzer Schwan“ ist die Bezeichnung für ein höchst unwahrscheinliches Ereignis. Ich finde den Titel nicht ganz passend gewählt. Es geht ihm eigentlich nicht nur um unwahrscheinliche Ereignisse, sondern um unwahrscheinliche Ereignisse von extremer Stärke!
Unwahrscheinliche Ereignisse von extremer Stärke
Taleb unterscheidet skalierbare und nicht-skalierbare Unwahrscheinlichkeit.
Nicht-skalierbar: Nehmen wir 1000 Menschen und stellen wir uns darunter den dicksten noch lebensfähigen Menschen vor, den man je gesehen hat. Er wird kaum ein BRUCHTEIL der Gesamtmasse der Menschen ausmachen.
Skalierbar: Nehmen wir 1000 Menschen mit durchschnittlichem Einkommen und darunter Bill Gates. Welchen Anteil am Gesamtvermögen wird er haben? 99,9%?
Skalierbare Zufälligkeiten können einen riesigen Effekt haben! Diese Unwahrscheinlichkeiten laufen unseren Denkgewohnheiten zuwider und sind deshalb so gefährlich.
Skalierbare und Nicht-Skalierbare Jobs
Interessante ist die Anwendung der Skalierbar-/Nicht-skalierbar-Unterscheidung auf Berufe. Kellner ist kein skalierbarer Beruf, er muss jeden Kunden einzeln bedienen. Er kann seine Leistung nicht unabhängig von seiner Anwesenheit steigern. Autor dagegen ist ein skalierbarer Beruf. Er kann ein Buch genauso verkaufen wie 10 Millionen, ohne mehr leisten zu müssen – andere Arbeiten für ihn.
Auch Fussballprofi ist ein skalierbarer Job. Zwar ist die Anwesenheit des Spielers ein bisschen erforderlicher, als die eines Autors, aber sein Wert berechnet sich nicht mehr anhand der gearbeiteten Zeit oder Tor-/Stückzahl, wie das bei einem Bäcker passiert. Der Bäcker wird pro Brötchen immer gleich bezahlt – die Spieler pro Tor aber nicht.
Noch interessanter wird es aber, wenn man an die immer weiter fortschreitende Automatisierung denkt. Aus nicht-skalierbaren Jobs werden in immer größerem Maße skalierbare Jobs. Ein Bäcker kann mit Hilfe von Maschinen immer mehr Brötchen gleichzeitig backen. Nicht-skalierbare Jobs wie Taxifahrer fallen demnächst vielleicht ganz weg, wenn es selbstfahrende Autos gibt.
Das Problem bei – oder die Herausforderung mit – skalierbaren Berufen ist, dass sie hart umkämpft sind. Es gibt oft einen Bruchteil von Personen, der fast alles verdient und die Masse an Personen, die kaum etwas verdient.
Je mehr Menschen ein Einzelner durch seine Tätigkeit zufriedenstellen kann, je skalierbarer seine Tätigkeit wird, desto krasser werden die Unterschiede zwischen Viel-Verdienern und Wenig-Verdienern. Das wird passieren, ich denke dessen können wir sicher sein. Die Frage ist, wie wir damit umgehen:
Technology is eating jobs as we know them, and that’s good, because when you step back and look at them, jobs as we know them aren’t particularly desirable.
Fazit
Unwahrscheinliche Extremitäten kommen also nicht nur vor, sie haben auch eine hohe Bedeutung! Taleb möchte erreichen, dass wir uns des Risikos bewusst sind. Er möchte nicht erreichen, dass wir nicht mehr über die Straße gehen, weil wir überfahren werden könnten – aber wir sollten vorher nach Links und Rechts gucken! Das mag auf dem Dorf früher auch ohne funktioniert haben, aber ob es heute in der Stadt noch funktioniert?
Es ist nicht nur so, dass eine Statistik nichts beweist – es gibt gar keine „bestätigenden Beweise“ – es gibt nur widerlegende Beweise! Weil etwas bisher immer eingetreten ist, heißt es noch lange nicht, dass es auch morgen funktioniert.
Talebs Buch regt zum Nachdenken an und das Bestehende zu hinterfragen. Dabei sieht er sich selbst eher als Konservativer. Er möchte dazu anregen, dass Bestehende zu erhalten, indem man das Unbekannte für möglich hält, und sich dagegen wappnet. Denn das unbekannte Unbekannte lauert überall.
[…] Das Modell ist immer falsch, um es provokant zu sagen, denn es kann nie die gesamte Wirklichkeit erfassen, sondern führt meine Wahrnehmungen auf eben diese simpleren Regeln des Modells zurück – das ist es was wir tun: Wir fassen unsere Wahrnehmungen in einfachen Modellen und Regeln zusammen. “Je mehr wir zusammenfassen, je mehr Ordnung wir hineinbringen, desto geringer wird die Zufälligkeit. Somit drängt dieselbe Bedingung, die dazu führt, dass wir vereinfachen, uns dazu, zu denken, dass die Welt nicht so zufällig ist wie in Wirklichkeit.” schreibt Taleb im Schwarzen Schwan. […]
[…] wie wir sonst die Welt verstehen, in Ihren Zufällen und Ihrer […]